Neuseeland

Welch' ein grossartiger Entschluss, Business Class zu fliegen! Nach 18 Flugstunden über Los Angeles nach Aukland, Neuseeland und dann weiter nach Christchurch auf der Südinsel fühlten wir uns erholt und voller Tatendrang. Die Schlaftabletten und das gute Essen trugen sicher zum Wohlbefinden bei. Das Informationszentrum im Flughafen überschüttete uns sofort mit den Broschüren der verschiedenen Touristenattraktionen. Ich fand die Karte für eine naheliegende Pension am Meer, wo wir unsere erste Nacht verbringen sollten.

Eine kurze Autofahrt durch Christchurch brachte uns nach Sumner und zum Mariner Inn. Dieser Seeort ist umgeben von Bergen; der lange, weite Strand geht schliesslich in steile Felsküste über. Von Reisemüdigkeit kaum betroffen machten wir zuerst einen langen Spaziergang am Strand und wanderten dann den Pfad entlang der Steilküste zum Fischerdorf Taylor's Mistake. Wir genossen den Blick von der Höhe auf die felsige, zerklüftete Küste. Riesige Wellen arbeiteten mit Getöse an ihrer Architektur. Am nächsten Morgen begannen wir unsere Reise zu Mount Cook, Neuseelands höchstem Berg, und der Region der Southern Alps (Südlichen Alpen).

Das Bild links zeigt die Rakaia Gorge (Schlucht) mit den Alpen im Hintergrund. Leider mussten wir feststellen, dass unsere kleine digitale Kamera nicht in der Lage ist, weite und hohe Panoramas einzufangen. Wir werden trotzdem ein paar Bilder einfügen, auch wenn die Qualität den wirklichen Eindrücken bei weitem nachsteht. Um die Schönheit Neuseelands selbst zu erleben, würden wir jedem eine Reise in dieses Land empfehlen. Die Landschaften sind abwechslungsreich und traumhaft schön, die Einwohner gastfreundlich und liebenswert. Die Strassen sind leer, sämtliche "highways" nur einspurig. Kein Stress, kein Lärm, gute Luft, bestes Essen! Wir gewöhnten uns schnell an das Linksfahren und an die engen Serpentinen durch die Bergwelt. Die häufigen Bergregionen verlängerten die Fahrtzeiten beträchtlich. Wir empfehlen auf alle Fälle drei Wochen Reisezeit für die Südinsel.

Dieses Bild von Mt. Sefton haben wir gegen 5.00 Uhr von unserem Zimmer im Hotel Hermitage im Bergort Mt. Cook aufgenommen. Die aufgehende Sonne bescherte uns ein erstklassiges Alpenglühen. Klare Himmel sorgten für spektakuläre Aussichten während der ersten Woche in Neuseeland. Nach unserer Ankunft sind wir zu Key Point gewandert, von wo wir eine wunderbare Sicht auf Mt. Cook sowie die Moränen der schwindenden Gletcher und die kleinen Gletcherseen genossen.

Am nächsten Morgen überquerten wir mehrere Hängebrücken über den sprudelnden Bergfluss auf dem drei Stunden Weg zum Hooker Gletcher. Riesige Eisbrocken schwammen auf dem klaren Gletchersee. Nach der Wanderung fuhren wir weiter zum hochgelegenen Aussichtspunkt auf den Tasman Gletcher. Das 150 km weite Moränental enthält hunderte grüne und hellblaue Gletcherseen. Die steinige Moräne erinnerte uns an leblose Mondlandschaft, und in weiter Ferne konnten wir den Anfang des Gletchers erkennen. Es ist schwer vorstellbar, das dieser irgendwann das gesamte Tal ausfüllte.

Unser nächstes Abenteuer erlaubte uns einen traumhaften Blick auf den 29 km langen Gletcher: ein Flug über die gesamten Alpen in einem winzigen Flugzeug. Die Gipfel schienen sich nach uns zu strecken, während der Pilot versuchte, uns so nah wie möglich an die Felswände und Gipfel zu navigieren. Die Angst wurde schnell von dem überwältigenden Panorama verdrängt. Endlose Gletcher winden sich durch enge Taeler, riesige Schneefelder verweilen das gesamte Jahr. Eine stille Welt, die von nur wenigen besucht werden kann. 

Unsere Fahrt brachte uns nun nach Queenstown, eine entzückene Stadt am Ufer eines gewaltigen Bergsees. Queenstown bietet sämtliche Freizeitbeschaeftigungen möglich im Freien. Die Dame im Informationszentrum gab uns ungefähr zwanzig Broschüren für unbedingte Aktivitaeten. Wir mussten uns für zwei entscheiden und wählten eine Wildwasserfahrt und eine ganztägige Wanderung. Die Wildwasserfahrt im Schlauchboot trieb uns mal langsamer, mal rasend schnell den Shotover River herunter. Dicke Tauchanzüge schützten uns ein wenig vor 10 Grad Wassertemperatur. Die Stromschnellen sorgten für freudiges Kreischen. Die Fahrt endete mit einem 300 m langem Tunnel, gefolgt von einer langen, terassenartigen Stromschnelle. Zu viel Spass!

Die Sonne schien während unserer Tageswanderung entlang des berühmten Routeburn Trail (Wanderweg). Unser Führer Glen informierte uns ausgiebig über die Geschichte Neuseelands, die Vogel- und Pflanzenwelt in den Bergregionen und die Probleme mit eingeführten Tier- und Pflanzenarten. Der Wanderweg führte durch ein wunderschönes Tal, entlang eines klaren Flusses und dann steil hinauf zu dessen Urprung - einem brausenden Wasserfall. Das Bild links zeigt einen typischen Bergsee in Neuseeland: klares, hellblau-türkises Wasser, gerahmt von hohen Bergen, keine oder wenig Bevölkerung an den Ufern.

Wir fuhren weiter zum Fjordland National Park, wo wir eine Bootsfahrt in den Fjord Doubtful Sound und einen Tauchgang im Milford Sound gebucht hatten. Mit unserer Ankunft in Te Anu beginnt es zu regnen, und das feuchte Wetter wird uns für den Rest der Reise begleiten. Natürlich hatten wir auf Sonnenschein in den Fjorden gehofft, doch die Reiseleiter versicherten uns, dass Regen die Fjordlandschaft in eine mystische Traumwelt verwandelt. Wir stimmen zu! Das Regenwasser sorgte auf alle Fälle für hunderte Wasserfaelle, welche mit Getöse die glatten, hohen Felswaende herunterstürzten. Wir konnten ausserdem jede Menge Robben sowie die seltensten Penguine (tawaki) beoachten. Unser Tauchgang im Milford Sound wurde ebenfalls von Regen und einer dunklen Süsswasserschicht über dem Salzwasser überschattet. Die Wassertemperatur betrug eisige 10 Grad. Die spärliche Unterwasserwelt entschädigte uns nicht gerade für das oh-uh-ah so kühle Nass. Doch ein paar Sonnenlöcher gaben freie Sicht auf die faszinierende Fjordlandschaft.

Der Regen überschüttete unsere Fahrt an die Westküste. Wir übernachteten in der reizenden Kleinstadt Arrowtown, und fuhren dann über den Crown Range Pass und durch Mount Aspiring National Park nach Haast, einem kleinen Fischerdorf an der Westküste. Kurze Regenpausen erlaubten uns, hier and da in den dichten Regenwald zu wandern. Ein unglaublicher Artenreichtum an Farnen und Mosen bedeckt den feuchten Boden und die riesigen Erlen und Palmen. Eine immergrüne Zauberwelt ohne die bösen Schlangen und Raubtiere! Die Küste sorgte für ausreichend Abwechslung. Wir entdeckten so einige winzige romantische Strände zwischen den Felsen. Doch der Ozean empfing uns weniger einladend. Bis zu sieben Meter hohe Wellen türmten sich vor den Ufern. Die Pancake Rocks (Eierkuchen Felsen) begeistern uns ganz besonders. Diese Sandsteintürme, die wirklich wie riesige Eierkuchenstapel aussehen, werden vom Wasser umspült und geformt. Tiefe Höhlen und Löcher sorgen für einen lauten Knall und gewaltige Fontänen wenn die Wellen dagegen schlagen. 

Uns wurde nun bewusst, dass wir nicht genug Zeit für die geplante Route hatten. Deshalb fuhren wir von Westmont geradewegs Richtung Osten nach Kaikora. Die zwei Tagen in diesem hübschen Küstenort verbrachten wir in dieser netten Pension (Carrickfin Lodge), wo wir von unserem Gastgeber Rodger reichlich bewirtet und verwöhnt wurden. Die Kaikora Bucht verfügt über ein reichliches Nahrungsangebot für Wale (vom Boot zu beobachten), Delphine und Robben (schwimmend zu beobachten).

Die Wale konnten wir leider nicht sehen; stürmische Winde und Regen verhinderten die Bootsfahrt. Doch wir waren in der Lage, mit den Delphinen (Dusky Dolphin) zu schwimmen. Mit Schnorchel und Taucherbrille ausgerüstet sollten wir unter Wasser singen, um die Delphine heranzulocken und zu unterhalten. Welch' ein schauerlicher Chor! Doch die Tiere schienen amüsiert, manche schwammen direkt auf uns zu und schienen uns in die Augen zu sehen. Mit Delphinen in ihrem natürlichen Element zu spielen ist sicher eines der aufregendsten Gefühle, dass ich mir vorstellen kann. Am Nachmittag tauchten wir in die dicht bewachsenen Kelpwälder des kalten Pazifik ab. (Ich hoffe, Kelp ist das gleiche Wort in Deutsch, mein Wörterbuch hilft mir nicht weiter!) Wir konnten ausserdem einen Oktopus und eine grossartige Krabbe sehen. Der Regen holte uns bald wieder ein. Doch wir genossen die Fahrt entlang der grünen Küste nach Christchurch, wo wir nun schon das Flugzeug nach Australien bestiegen.

Neuseeland hat uns mit seiner Schönheit und seinen reizenden, entspannten Menschen überrascht. Wir hätten nie gedacht, dass es so viel zu sehen und zu erleben gibt. Wir haben ungefähr ein Drittel der Südinsel gesehen, nur ein Sechstel des ganzen Landes. Wir hoffen auf eine baldige Rüchkehr zu den saftig-grünen Tälern und den tausenden Schafen (im Moment mit ihren kuschligen Laemmern!), zu den bizarren, schneebedeckten Bergketten und den einsamen, felsigen Küsten umgeben von endlosen, dichten Regenwäldern. Welch' ein Auftakt! Wir sind bereits mit einer reichen Auswahl an unvergesslichen Eindrücken verwöhnt worden.