Nach Temperaturen um -10 Grad und eisigen Winden in Peking freuten wir uns auf das tropische Klima, die milden Seebrisen und 28 Grad warmes Meerwasser in Phuket. Thailand's grösste Insel hat sich in den letzten 10 Jahren zum beliebten Touristenzentrum entwickelt. Während einige Strände bereits den Partyküsten von Spanien oder Florida gleichen, gibt es noch immer einige ruhige Buchten mit vereinzelten, niedrigen Hotelanlagen und Fischerdörfern. Wir freuten uns ebenfalls auf unser Treffen mit Freunden aus Chicago. Barb und Tom tauchen seit fast 25 Jahren und hatten mit uns einen Tauchurlaub in Thailand gebucht. Die ersten drei Tage verbrachten wir grösstenteils in unserer privaten, geschmackvollen thailändischen Villa direkt am Strand von Bangtao Beach.
Die weite Terasse der Villa ging in den weissen Sand über; unser Blick umfasste die türkisen Wellen und grünen Hügel um die ruhige Bucht. Wir genossen gemütliche Stunden im Liegestuhl mit Cocktails in der Hand und angeregten Unterhaltungen. Wenn uns die Faulheit zu peinlich wurde, wurden Flossen und Taucherbrillen angeschnallt und die Korallen- und Fischwelt in unserer Bucht bestaunt. Abends besuchten wir die lokalen Fischrestaurants und liessen uns riesige Scampi, frischen Fisch und leckere, scharfe Kokosmilchsuppen schmecken. Für das wundervolle Essen und den freundlichsten Service in Thailand werden peinlich geringe Preise verlangt.
Ein Besuch von Phuket muss unbedingt mit einem Tagesausflug zur Phang Nha Bucht verbunden werden. Nach einer Stunde Fahrt dort angekommen, setzt man sich in ein längliches, überdachtes, lautes Motorboot. Die Fahrt führt zuerst durch dichte Mangrovenwälder. Dann öffnet sich der Blick auf die ungewöhnlichen, bizarren Berginselchen, dessen mystische Formen und exotische Vegetation eine faszinierende Landschaft inszinieren. Hunderte dieser Kalksteinfelsen wachsen senkrecht aus den Wellen. Regenwasser tropft entlang der unbewachsenen Aushölungen in den Felswänden und formt farbenfrohe Stalagtiten, ähnlich den Decken und Wänden in Tropfsteinhöhlen. Das Meerwasser hat einige Felsen unterspühlt und Höhlen ausgegraben, durch die wir mit unserem Boot passten. Wir hielten für einen Landgang auf der James Bond Insel (dort wurde einen Szene für einen Bond Film gedreht), vor welcher ein besonders eigenwilliger, schlanker Felsen Wache steht. Auf dem Rückweg zur Anlegestelle hatten wir das Glück, eine Delphingruppe im engen Wasserweg anzutreffen. Die rosa-grauen, glänzenden Körper sprangen immer wieder aus dem Wasser. Sicher hatten die verspielten Tieren mehr Spass mit dem dröhnenden Motorgeräusch.
Thailand produziert ungefähr fünfhunderttausend Tonnen Gummi im Jahr. Wir hatten die Möglichkeit, eine der Gummiplantagen zu besuchen und den Prozess der Gummigewinnung und Weiterverarbeitung zu beobachten. Der Gummibaum wird mit einem speziellen Werkzeug leicht eingeschnitten. Ein kleiner Topf fängt den weissen Saft auf. Der Extrakt wird in grossen Mengen mit Härtern vermischt und "durch die Mangel gedreht". Der "Pizzateig" trocknet in der Sonne und kann dann zu sämtlichen Gummiprodukten weiterverarbeitet werden.
Die Elefanten Thailand's verlieren ihre Heimat durch die menschliche (Ab)Nutzung der Regenwälder. Man findet die Tiere viel öfter in den Dörfern, wo sie für den Transport von Mensch, Waren und Touristen genutzt werden. Auch wenn wir uns während des kurzen, unbequemen Ritts der Tierquälerei beschuldigten, garantieren die Elefantenfarmen notwendiges Einkommen für ganze Familien. Ausserdem werden die Tiere gut gepflegt, sie vermehren sich geschützt und können dann in die Wildniss zurückgeführt werden. Die Einnahmen von Touristen werden teilweise für den Schutz natürlicher Lebensräume verwendet.
Tom und Barb, noch entspannt! Bill darf ganz vorn sitzen!
Nach drei Tagen Erholung verabschiedeten wir uns von Chris, fuhren zur belebten Patong Bucht und bestiegen unser Tauchboot, die 25 Meter lange Sai Mai:
Dort empfingen uns die zwei lustigen jungen Tauchlehrer Veruschka und Russ, sowie der thailändische Kapitän, Koch, Tauchhelfer und das Zimmermädchen. Zur Tauchgemeinde gehörten ausserdem noch vier nette Leute aus Kalifornien. Wir sollten für acht Tage jede Menge Spass miteinander haben. Eine ganze Woche auf einem relativ kleinen Boot kann entweder traumhaft oder zum Alptraum werden. Die Übernachtfahrt zur ersten Tauchstelle sollte unsere Kondition sofort testen. Bei starkem Wind türmten sich die Wellen, das Boot schlug often hart in die Wellentäler und an Nachtruhe war kaum zu denken. Doch gegen sieben in der Früh wurde zum ersten Tauchgang geweckt.
Die berühmten Tauchstellen in der Andaman See gehören zu den artenreichsten, buntesten und bezauberndsten Unterwassererlebnissen der Welt. In sieben Tagen haben wir ein gutes Dutzend verschiedener Tauchstellen besucht. Manche bestanden aus tiefen Wänden an kleinen, unbewohnten Inseln, andere glichen Felstürmen welche bis kurz unter die Wasseroberfläche wuchsen. Diese Formationen sind von einer unglaublichen Vielfalt an weichen und harten Korallen bewachsen. Ein Festival der Farben und des Lebens empfing und umschwamm bei jedem Tauchgang. Riesige Schulen der verschiedensten Fischarten umtanzten uns. Ein Leopardenhai schoss durch das Wasser. Löwenfische breiteten ihre "Flügel" aus und schwebten aus dem Versteck unter der Felskante. Winzige Nudibranchs (farbenfrohe Seenacktschnecken) krochen über die mit bunten Schwämmen verzierten Felswände.
Nur wenige erfahrene Taucher erreichen diese entlegenen Tauchstellen. Aus diesem Grund sind die Korallen in bestem Zustand und strahlen in den verblüffendsten Farben. Wir erforschten die Tiefen bei ca. zwanzig Tauchgängen, jeder ein unbeschreibliches Erlebnis. Nur der berühmte Walhai (ein friedlicher, wunderschöner Hai von 10-12 m Länge) liess sich nicht blicken! Nach dem Tauchen sassen wir über den Fischbestimmungsbüchern, genossen das fantastische Essen, die milde Abendluft, die angeregten Unterhaltungen. Der Abschied viel uns schwer und sorgte für melancholische Stimmung. Eine traumhafte Woche auf und unter Wasser hatte uns mit reiner, seltener Schönheit und reizenden Menschen verwöhnt. Nun können wir die nächste Tauchreise kaum erwarten!
Korallen = Farbenpracht Die Riesenmoränen verlassen manchmal ihre Felslöcher
Der anmutige Löwenfisch Die Familie der Engelsfische bezaubert mit auffälligen Farben
Nach dem letzten Tauchgang soll man 24 Stunden warten, bevor man sich in ein Flugzeug setzt oder sich in andere Höhenlagen begibt. Barb und Tom blieben noch einen, wir noch zwei Tage auf Phuket. Wir zogen in ein anderes Resorthotel an der Bangtao Bucht und verbrachten die Tage mit Segeln, Sonnen, Lesen und langen Strandspaziergängen. Wir trafen uns mit Tom und Barb zum letzten gemeinsamen Abendmahl in einem Fischrestaurant direkt am Strand. Während wir die leckeren thailändischen Speisen, den Sonnenuntergang und die reichlichen Cocktails genossen, begannen wir langsam, die Eindrücke der letzten Woche zu verarbeiten.
wLeider wurden die Erinnerungen und freudigen Jauchzer von einem weiteren traurigen Abschied überschattet. Die Möglichkeit, Abschnitte unserer Reise mit Freunden oder Familie zu verbringen, hat uns bisher enorme Freude und Erfüllung gebracht. Die gemeinsamen Erlebnisse werden uns ewig erhalten bleiben und für Gesprächsstoff sorgen. Und liebend gern würden wir die Wunder Thailand's, seine exotischen Landschaften und reichen Gewässer, schon bald wieder mit (Tauch)Freunden oder unserer Familie bestaunen.