Griechenland

Die Götter segnten unsere Wege zu den heiligen Stätten der Antike. Sonnenschein und erwachendes Grün erfüllten uns mit reichlich gesunder Energie, um jeden Tag einer neuen Gottheit zu widmen. Mit jedem Schritt zu den erfürchtigen Tempeln dieser genialen Zivilisation wurden die Odyssey, die Wahrsagen des Orakels, die Olympischen Spiele der Antike, die göttlichen Intrigen zum Leben erweckt. Die Mythen von lebensbejahenden Göttern, voller Leidenschaft, voller Stolz, ihren sinnlichen Gelüsten ergeben, belebten unser Denken und Tun. Wir assen und tranken, lachten und genossen, frohlockten und liebten, und die Bewohner des Olymp leisteten uns zustimmende Gesellschaft.

nser kleines Hotel in Athen befand sich inmitten der Altstadt, in unmittelbarer Nähe zu sämtlichen sehenswerten Bauwerken und Museen: der Akropolishügel, das Theater von Dionosys, die römische Agora, die Agora des alten Athen, das Olympische Stadion der Neuzeit, der Tempel des Zeus, Hadrian's Bibliothek und das  Archäologische Museum (einige Fotobeispiele folgen). Traditionelle Speisen und Hausweine waren immer schmackhaft und preiswert. Wir beschlossen jeden Tag mit hausgebranntem Schnapps und Brandy von Brettos, einer urigen, dunklen Bar mit Flaschen und alten, tropfenden Fässern bis zur Decke (Foto letzte Reihe rechts).



Die kranken und behinderten Griechen zogen nach Epidavros, dem ersten Kurort der Geschichte, um ihre Wehleiden behandeln zu lassen, ihren geplagten Geist zu entspannen, gesund zu essen und die heilende Kraft der Natur zu empfangen. Priester analysierten die Träume der Patienten und versuchten somit die Gründe des Leidens zu erklären. Die Kranken brachten Opfergaben zum Schrein von Asklepios, dem Gott der Heilung. Der weit auslaufende Komplex (Foto unten rechts), mit teilweise rekonstruierten Heilanstalten, Tempeln, Unterkünften und Bädern, wird von hohen Bäumen und sanften Bergketten umgeben. Die alten Griechen glaubten an die heilende Wirkung von Unterhaltung und Sport. Aus diesem Grund wurden neben den "Kureinrichtungen" ein Stadium und grosses Amphitheater erbaut. Das Theater (Foto links) ist eines der wenigen fast vollständig erhaltenen Bauwerke der Antike.

Die charmante Stadt Nafplion (Foto unten links)) entstand unterhalb zweier mittelalterlicher Festungen, dessen Ruinen auf den Anhöhen dieser bergigen Halbinsel ruhen. Wir beschlossen, für einige Tage in einer Pension mit Rundblick auf die Burgen, die Stadt und das Meer zu verweilen, den steilen Aufstieg zur Festung zu bewältigen, lange Spaziergänge entlang des Steilufers, am Hafen und durch die hübschen Gassen der Stadt zu unternehmen, und schliesslich die nahegelegenen Ruinen von Mycenae zu besuchen. Das Königreich der Mycenaeans gehört zu den ältesten Zivilisationen Griechenlands. Der Standort der Festung, die Zeitspanne seiner Existenz, die Bauweise und Handwerkskünste dieses Volkes werden oft mit den mythischen Sagen in Homer's Odyssey in Verbindung gebracht. In den grossartigen Grabstätten (Foto unten rechts) wurden feinste Goldschmiedeartikel gefunden. Die mächtigen gelb-braunen Mauern der Festung bestehen aus ebenso gigantischen Steinblöcken.

Das antike Olympia versteckt sich zwischen den Oliven- und Nadelwäldern einer beruhigenden Hügellandschaft. Im goldenen Sonnenlicht des späten Nachmittages betraten wir den menschenleeren Park und die verstreuten, erhabenen Ruinen (Foto rechts). Die Olympischen Spiele der Antike wurden aller vier Jahre in einem Zeitraum von über 1000 Jahren veranstaltet. Die Athleten betraten das Stadium durch einen langen überdachten Gang (Foto links) und wetteiferten vor einem rein männlichen Publikum für die bescheidene Auszeichnung mit Ehre und einem Lorbeerkranz. Die antiken Stätten dieses glorreichen Wettstreits erhalten den friedlichen Geist von Olympia und haben die Auferstehung einer bedeutenden Idee bewirkt.

Die alten Griechen hielten Delphi für den Mittelpunkt der Welt. Und sie hätten keine überzeugendere Wahl treffen können! Die heiligen Hallen entstanden am seichten Abhang eines gewaltigen Berges. Jeder Standort bietet einen atemberaubenden Blick auf die hellgrauen Felswände und die Olivenhaine in der Tiefe des fruchtbaren Tales. Der Hauptkult dieses Gebetsortes galt dem Gott Apollo. Der riesige Tempel enthielt nicht nur eine überdimensionale, aus purem Gold und Elfenbein gefertigte Figur des stattlichen Gottes, ein besonderer Schrein im Inneren galt ausserdem als Empfangshalle des Orakles, welches der Priester dann in der Tempelhalle ausrief. Sämtliche griechische Stadtstaaten errichteten reich verzierte Schatzkammern entlang des heiligen Weges zum Tempel, um dort kostbare Opfergaben aufzubewahren. Immense Marmorskulpturen und Bronzefiguren brachten Reichtum und Macht der einzelnen Städte zum Ausdruck. Oberhalb des Haupttempels befindet sich ein Amphitheater (Foto links, die sechs aufrechten Säulen des Tempels in der Bildmitte). Der Aufstieg zum u-förmigen Stadium, versteckt in den dichten Nadelwäldern vor nackten Felswänden, lohnt sich nicht nur wegen der unvergesslichen Sicht über die gesamte Anlage.

Die vereinte Kraft von Millionen von Jahren, Erdbeben und Erosion erschuf die stalagmitenartigen Formationen in Meteora. Diese surrealen Steintürme wachsen aus der flachen Landschaft in eine Höhe von bis zu 300 m. Im 14. Jahrhundert begannen Mönche mit dem waghalsigen Bau der ersten Klöster auf diesen Felsen, um dort der Welt zu entfliehen und in Gottes Nähe zu beten. In den nächsten Jahrhunderten entstanden 24 Klöster. Während sich die meisten mittelalterlichen Anlagen auf den Gipfeln der Monolithen stapeln, wurden einzelne Klöster und Einsiedlerbehausungen in die vom Regen ausgespühlten Höhlen in der Felswand gebaut (erste Reihe links). Die Mönche erreichten die Gebäude mit Hilfe von einfachen, oft tödlichen Strickleitern. Heute stehen den Besuchern dieser heiligen Oasen gepflasterte Stufen, Wege und Brücken zur Verfügung. Nur fünf Klöster sind im Moment bewohnt. Die Mönche praktizieren eine asketische Lebensweise, uraltes Handwerk und religiöse Traditionen.


Wir kannten nur wenige Seiten von Griechenland : Die erhabenen Tempelgebäude der Akropolis auf dem steilen Hügel im Zentrum der überfüllten, chaotischen Hauptstadt. Die vereinzelten erhaltenen Tempelsäulen und heiligen Stätten in Olympia und Delphi. Dicke Scheiben Schafskäse zur Krönung von reifen Tomaten, frischen Gurken und glänzenden Oliven. Doch die Reichtümer Griechenlands warteten auf uns mit zahllosen Überraschungen: Der lebendige Charme der Altstadt in Athen, mit ihren winzigen Geschäften und Tavernen entlang enger, mit Marmor ausgelegter Gassen. Die Gegenwart der prächtigen, mit Schnee bedeckten Gipfel in einer rauhen, spärlich bewohnten, vielseitigen Landschaft. Die versteckten, schlichten Bergdörfer mit ihren weissen Häusern, einem lockenden Labyrinth von leisen, abgenutzten Gassen und lauten Versammlungen von alten, zerknitterten Männern an den kleinen Tischen vor der Taverna. Die Anzahl und Ausmasse der antiken Skulpturen, die Perfektion ihrer sinnlichen Kurven, ihrer anmutigen Gesten, die Details jeder Haarlocke, jeder Sehne, jeder Falte im Gewand. Die Grösse und Eleganz der wenigen verbliebenenen Tempel inmitten blühender Wiesen und heller Felswände  ... ... welch' göttliche Schönheit, welch' himmlischer Genuss!